Welche Rolle bleibt den Lehrpersonen in einer Zukunft, in der KI zunehmend Aufgaben im Unterricht übernimmt? Dieser Blogartikel beleuchtet, wie sich das Berufsbild der Lehrpersonen im Zeitalter der KI wandelt. Dabei wird gezeigt, dass ihre Funktion weit über die reine Wissensvermittlung hinausgeht. Lehrpersonen werden zu Lernkuratorinnen, Mentoren, Motivatorinnen und ethischen Gestalter*innen des KI-gestützten Lernens.
Die neuen Kernaufgaben von Lehrpersonen in der KI-Ära
Während KI immer stärker in den Unterricht integriert wird, unterteilt sich die Tätigkeit von Lehrpersonen zunehmend in verschiedene Einzelaufgaben. KI kann einige davon übernehmen oder erleichtern, doch in vielen Bereichen bleibt die pädagogische Expertise der Lehrkräfte unersetzlich.
1. Kuration von Lernmaterialien und Ressourcen
Lehrpersonen werden in Zukunft weniger Inhalte selbst produzieren, sondern KI-generierte Materialien auswählen oder bestehende Materialien mit KI anpassen und didaktisch aufbereiten. Dies setzt eine kritische Bewertung der Qualität und Relevanz voraus.
Beispiel: Eine KI erstellt automatisch Arbeitsblätter zum Thema Klimawandel. Die Lehrperson wählt daraus die besten Materialien aus, ergänzt sie mit Diskussionsfragen und passt sie an die Bedürfnisse der Klasse an.
2. Förderung höherer kognitiver Fähigkeiten
Da KI mühelos gut strukturierte und fehlerfreie Texte erstellen kann, liegt die eigentliche Herausforderung für Lernende nicht mehr in der reinen Korrektheit, sondern darin, Texte zu verfassen, die andere Menschen gerne lesen. Sie müssen lernen, ihre eigene Stimme zu finden, Emotionen zu wecken und Inhalte so zu gestalten, dass sie fesseln und inspirieren. Lehrpersonen spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie kreative, argumentative und erzählerische Fähigkeiten fördern.
Beispiel: Eine Deutschklasse nutzt eine KI, um verschiedene Schreibstile zu analysieren. Die Lehrperson regt eine Diskussion an: Welche Texte wirken lebendig und spannend? Was macht einen Text aus, der Leserinnen fesselt? Gemeinsam entwickeln die Schülerinnen Strategien, um ihre eigenen Texte mit Persönlichkeit und Ausdruckskraft zu versehen.
3. Individualisierte Förderung durch Lernanalysen
KI-gestützte Lernanalysen ermöglichen detaillierte Einblicke in den Lernfortschritt. Lehrpersonen müssen diese Daten interpretieren und in sinnvolle, individuelle Unterstützung übersetzen.
Beispiel: Eine KI erkennt, dass ein Schüler Schwierigkeiten mit mathematischen Gleichungen hat. Die Lehrperson nutzt diese Information, um gezielte Übungsaufgaben und persönliche Unterstützung anzubieten.
4. Soziale Interaktion und Motivation
Während KI administrative und repetitive Aufgaben übernimmt, können Lehrpersonen mehr Zeit in die individuelle Betreuung und das soziale Lernen investieren.
Lernen ist eine soziale Aktivität. Die persönliche Beziehung zur Lehrperson und das Gefühl, dass sich jemand um den Lernfortschritt kümmert, bleiben unerlässlich.
Beispiel: Eine Klasse nutzt eine KI-gestützte Sprachlern-App, um Aussprache zu üben. Dennoch bleiben Rollenspiele und Gruppendiskussionen unter Anleitung der Lehrperson essenziell, um soziale und interkulturelle Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln.
5. Ethische Gestaltung des KI-Einsatzes im Unterricht
Lehrpersonen übernehmen eine Schlüsselrolle in der ethischen Gestaltung von KI-gestütztem Lernen. Sie müssen sicherstellen, dass der KI-Einsatz pädagogisch sinnvoll bleibt und nicht zu einer blossen Automatisierung führt.
Beispiel: Eine Schule nutzt eine KI, um automatisierte Notenvorschläge zu machen. Die Lehrpersonen entscheiden, inwieweit diese Vorschläge berücksichtigt werden und setzen Schwellenwerte, um sicherzustellen, dass keine unfairen Bewertungen entstehen.
KI und Prüfungen: Wie verändert sich die Leistungsbewertung?
Künstliche Intelligenz stellt traditionelle Prüfungsformate infrage. Da Lernende mit KI Texte erstellen oder Aufgaben lösen können, verlieren klassische Hausarbeiten oder Tests an Aussagekraft.
Neue Formen der Bewertung
- Kontinuierliche Bewertung durch Lernanalysen: Anstatt einzelne Prüfungen durchzuführen, könnten KI-gestützte Systeme den Lernfortschritt über längere Zeiträume hinweg dokumentieren.
- Projektbasierte Leistungsnachweise: Schüler*innen erstellen kreative Projekte, die KI nicht einfach nachahmen kann (z. B. Podcasts, Essays mit persönlicher Perspektive, interaktive Präsentationen).
- Metakognitive Reflexion: Lernende müssen dokumentieren, wie sie KI genutzt haben und ihre eigene Arbeitsweise reflektieren.
Beispiel: Ein Geschichtsprojekt verlangt, dass Schüler*innen eine KI-generierte Analyse eines historischen Ereignisses mit eigenen Argumenten widerlegen oder ergänzen.
Herausforderungen und Grenzen von KI im Unterricht
Trotz der vielen Vorteile von KI im Bildungsbereich gibt es wichtige Herausforderungen:
1. Gefahr der Entmenschlichung des Lernens
Ein rein KI-gestützter Unterricht könnte die soziale Interaktion und die emotionale Komponente des Lernens vernachlässigen.
Lösung: Die Balance zwischen personalisiertem Lernen und sozialem Austausch muss bewusst gestaltet werden.
2. Datenethik und Datenschutz
Die Erhebung und Analyse von Lerndaten birgt Risiken hinsichtlich Datenschutz und Fairness.
Lösung: Lernende sollten zum Beispiel in einem lokalen Netzwerk die Kontrolle über ihre Daten behalten und über deren Nutzung informiert werden.
3. Kritische KI-Kompetenz entwickeln
Lernende müssen in die Lage versetzt werden, KI kritisch zu hinterfragen und nicht blind darauf zu vertrauen.
Lösung: Lehrpersonen sollten gezielt digitale Kompetenzen und kritisches Denken fördern.
Fazit: Die Lehrperson als unverzichtbare Begleiterin im KI-Zeitalter
Die Einführung von KI in den Unterricht bedeutet nicht, dass Lehrpersonen überflüssig werden – im Gegenteil: Ihre Rolle wird anspruchsvoller und vielfältiger.
Lehrpersonen werden:
✅ Lernkurator*innen, die die besten Inhalte auswählen und strukturieren.
✅ Mentor*innen, die Schülerinnen zur kritischen Nutzung von KI anleiten.
✅ Motivator*innen, die soziale Interaktion und intrinsische Lernmotivation
fördern.
✅ Ethische Gestalter*innen, die den verantwortungsvollen Einsatz von KI
sicherstellen.
Der Erfolg von KI im Bildungsbereich hängt davon ab, wie Lehrpersonen sie einsetzen. Sie bleiben die zentrale Schnittstelle zwischen Technologie und Lernerfolg – und das ist eine Verantwortung, die in Zukunft noch wichtiger wird.
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